Schweizer Meisterinnen

YB-Frauen im Glückstaumel!

Nach 14 Jahren zurück auf dem Thron: Die YB-Frauen gewinnen ein dramatisches Finale gegen GC – mit Teenagerinnen als Heldinnen und einer Trainerin, die alles riskiert. Das Stadion bebt vor Glück und Bern darf sich doch noch auf Königsklasse-Fussball freuen.

«Schweizer Meisterinnen 2025», steht in riesigen Lettern auf den LED-Bildschirmen des Wankdorfs. Aus den Boxen schallt «Irgendeinisch fingt s’Glück eim» von Züri West. Unten auf dem Kunstrasen liegen sich die YB-Frauen in den Armen. Hüpfend, jubelnd, lachend. Nach einem dramatischen Finalspiel gegen die GC-Frauen. Sie haben sich diesen ersten Titel nach einer Durststrecke von mehr als einem Jahrzehnt hart erkämpft.

Vor genau 14 Jahren waren die Bernerinnen letztmals Meisterinnen. Zwei Jahre nachdem der Frauenfussballverein FFC Bern 2009 offiziell in die Organisation der Young Boys integriert wurde. Die Entwicklung, die der Frauen-Fussball in dieser Zeit durchgemacht hat, ist gewaltig. Er ist in neue Sphären vorgestossen. 

Wenn Euphorie Flügel verleiht
Die YB-Frauen verpassten 2011 das Double, weil sie im Cupfinal in Winterthur dem FC Yverdon Féminin mit 0:2 unterlagen. Das Spiel verfolgten 1500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Am Samstagabend in Bern sind es mehr als 10 000. «Genau deshalb spielen wir Fussball – um vor einer solchen Kulisse aufzulaufen», sagt YB-Keeperin Tamara Biedermann mit glänzenden Augen. Mit einem strahlenden Lachen ergänzt Mittelfeldspielerin Noa Münger: «Diese Euphorie, diese Welle der Begeisterung hat uns beflügelt.»

Als Erstplatzierte der regulären Saison gingen die Bernerinnen als Favoritinnen ins Finale gegen die GC-Frauen, die sich mit Platz 6 für die Playoffs qualifizierten. Doch auf dem Weg ins Endspiel sorgten die Zürcherinnen für Aufsehen: Sie warfen sowohl die hochgehandelten Baslerinnen als auch die Servetiennes aus dem Rennen. Und so schien es weiterzugehen, gewannen die GC-Frauen doch das Hinspiel gegen YB mit 1:0 und gingen auch im Rückspiel in Bern früh in Führung.

Naomi Luyet – das Ass im Ärmel
«Das haben wir uns anders vorgestellt, wir wollten in der Halbzeit mit 4:0 führen», sagt YB-Trainerin Imke Wübbenhorst nach der heroischen Aufholjagd. Mit einem Schmunzeln. Frisch von der Leber, wie man es von ihr kennt. Zur Pause liegen sie gegen die Defensiv-Künstlerinnen von GC insgesamt mit 0:2 zurück. Trotzdem: Den Glauben habe sie nie verloren. «Kein Team hat in der regulären Saison mehr Tore geschossen als wir. Ich wusste, wir haben die Spielerinnen, die diese Partie drehen können.»

Wübbenhorst hatte noch ein Ass im Ärmel – eines, das kaum jemand auf dem Zettel hatte: Naomi Luyet, 19 Jahre alt, Nationalspielerin, Ausnahmetalent. Seit Monaten wegen einer Hüftverletzung ausser Gefecht. Erst am Freitag vor dem Rückspiel stand sie erstmals wieder mit dem Team auf dem Platz.

In der 60. Minute wagt YB-Trainerin Imke Wübbenhorst den entscheidenden Schritt. Sie stellt um, von Vierer- auf Dreierkette. Risiko statt Sicherheit. Und sie bringt Luyet. Mit der 19-jährigen Walliserin kehrt die Hoffnung zurück. «Ich verlange von meinen Spielerinnen mutige Entscheidungen –
dann muss ich selbst vorangehen», sagt Wübbenhorst später.

Zwei Walliser Teenagerinnen im Fokus
Luyet bringt die Wende. Sie wirbelt, sie fordert, sie initiiert – und ist wenig später an der Entstehung beider Tore beteiligt. Auch im Elfmeterschiessen übernimmt sie Verantwortung: Eiskalt zirkelt sie ihren Penalty hoch ins linke Eck. Unmittelbar nachdem YB-Keeperin Tamara Biedermann den Versuch von GCs Géraldine Ess entschärft hat. 

Als Augenblicke später Iman Beney mit ihrem Penalty das Titelrennen entscheidet, brandete eine Welle der Euphorie durchs Stadion. Was war das für ein Zittern und Bangen, was war das für ein dramatisches Finale. Bis zum Schluss. 

GCs amerikanische Keeperin Lauren Kozal ist noch mit den Fingerspitzen am Schuss des zweiten Ausnahmetalents in Gelb-Schwarz. Aber, so eine schmunzelnde Beney: «Ich wusste, dass ich das kann. Wir haben das unter der Woche trainiert.» Nicht nur einmal, sondern am Mittwoch und am Freitag. Jeden einzelnen Elfmeter hat Beney versenkt. Ein Detail, das zeigt, wie minutiös Wübbenhorst ihr Team – oder wie sie sagt: ihre «Mädels» – auf diesen Moment vorbereitet hat. 

Nach dem Titel ist vor der Königsklasse
Luyet und Beney – zwei Teenagerinnen mit grosser Zukunft. Schon bald dürften sie für die Schweiz an der EM auflaufen. Ob sie danach noch einmal in Gelb-Schwarz im Wankdorf spielen, ist sehr fraglich. Bei Beney ist gar gesichert, dass es ihr vorerst letztes Spiel ist, sagt sie doch nach dem Titel: «Es ist schön, so aufzuhören.» Vor grossartiger Kulisse und «den besten Fans überhaupt», wie sie betont. 

Es wird Aufgabe des technischen Leiters Rolf Kirchhofer und Trainerin Imke Wübbenhorst sein, die Abgänge würdig zu ersetzen. Doch alles zu seiner Zeit. «Jetzt wird zwei Tage richtig hart gefeiert», liess Wübbenhorst die Presse nach dem Triumph wissen. Kurz bevor sie ihren knapp halbjährigen Sohn wieder in die Arme nahm. 

Die Party ist vorbei – schon jetzt beschäftigt sich die Trainerin mit dem, was sie und den Trainerteam in der nächsten Saison erwartet. Sie weiss, dass sie ein neues Team wird formen müssen. Nicht trotz, sondern wegen des Erfolgs. «Es ist ein Gewinn für uns, wenn junge Mädels ins Ausland wechseln können», so Wübbenhorst. 

Mit Bianca Dysli hat sie ein vielversprechendes Talent schon in der Verlängerung der Finalissima gegen GC eingewechselt. Zwei, drei weitere Talente spielen in der U20. Trotzdem: YB wird Verstärkung brauchen. Denn jetzt wartet die Champions League. «Davon träumt doch jedes Kind», sagt Noa Münger. Und es soll ja kein böses Erwachen geben – wie es den Männern dieses Jahr widerfuhr.

Foto: Daniel Zaugg

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