Seit genau 200 Jahren gibt es die Gantrisch Bank. Während der Name geändert hat,
sind deren Struktur und die traditionellen Werte geblieben. Noch in diesem Jahr eröffnet das Bankhaus eine weitere Geschäftsstelle in Köniz. Mitten in unserer digitalen Welt. Warum tun sie das, will der BärnerBär von Daniel Hauert, dem Vorsitzenden der Bankleitung, wissen.
Die Fahrt nach Schwarzenburg an diesem sonnigen Frühlingstag erinnert etwas an das Fährtchen über Land, das man als Stadtmensch sonntags gerne mal unternimmt. Schwarzenburg ist eingebettet in die Hügel der Region Gantrisch und umgeben von der Sense und dem Schwarzwasser. Ein regionales Zentrum mit 7000 Einwohnenden, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Banken. Genau, Mehrzahl, die Bank Gantrisch ist nicht die Einzige hier.
Daniel Hauert schmunzelt: «Das ist gut so, es braucht Konkurrenz, das ist ein Ansporn, eine Motivation, besser und anders zu sein.»
Was ist denn an der Bank Gantrisch «sympathisch anders» wie es in deren Slogan heisst?
Wir sind seit 200 Jahren fest in der Region verankert, sind weder abgehoben noch machen wir ein grosses Aufheben um uns, so dass wir nach wie vor nah bei den Menschen und auf Augenhöhe sind. Getreu unseren Werten sind wir in all den Jahren vertrauens- und respektvoll, wertschätzend, leidenschaftlich, zielorientiert, transparent und ehrlich geblieben.
Werte zu definieren und aufzuschreiben ist das eine, sie wirklich zu leben, das andere.
Absolut. Aber wir sind hier auf dem Land. Hier kennen sich die Leute. Und es spricht sich schnell herum, wenn man sich anders verhält, als man versprochen hat. Bei uns gilt das Wort, wir sind transparent und ehrlich. Wäre das nicht so, gäbe es uns längst nicht mehr. Das zeigt sich beispielsweise bei den Hypotheken. Es ist bekannt, dass man bei uns nicht «märten» kann. Da sind wir gleich fair zu allen.
Was ist denn sonst noch speziell an der Bank Gantrisch?
Dass wir sehr schnell sind. Bei uns kommt alles aus einem Haus. Unsere Entscheidungswege sind dementsprechend kurz, bei uns erhält man schnell eine kompetente und verbindliche Antwort. Speziell ist auch, dass wir am Samstag geöffnet haben.
Und das ist wichtig?
Ja, und wie. Da kommen viele Leute aus den umliegenden Orten nach Schwarzenburg, um ihre Einkäufe zu erledigen und verbinden dies gerne mit einem Besuch bei der Bank.
Aber heute kann man doch eigentlich alle Bankgeschäfte online erledigen – wer geht denn da noch physisch zu einer Bank?
Nach wie vor sehr viele Menschen. Klar, seit der Pandemie ist die Nachfrage um rund ein Drittel zurückgegangen, aber noch immer schätzt ein grosser Teil unserer rund 12000 Kundinnen und Kunden den persönlichen Kontakt. Da fast alle unsere Mitarbeitenden aus der Region sind, kennt man sich und ist entsprechend nah an den Bedürfnissen der Leute. Zudem sind Bankgeschäfte Vertrauenssache und da ist man gerne in guten Händen.
Zum Vertrauen trägt sicher auch die langjährige Existenz Ihrer Bank bei?
Davon bin ich überzeugt, ja. Diese begann am 24. März 1825 durch den Wahlerer Pfarrer Samuel Roschi. Er gründete mit den Pfarrern der Nachbargemeinden Albligen, Guggisberg und Rüschegg die «Ersparnis-Casse des Amtsbezirks Schwarzenburg» als Bürgschaftsfonds.
Warum denn der Pfarrer?
Pfarrer und Tierärzte sahen das tägliche Leid der bäuerlichen, kinderreichen Bevölkerung. War die Ernte schlecht, litten sie bitterlich, da sie keine oder kaum Rücklagen hatten. Da Pfarrer und Tierärzte schreiben konnten, gründeten sie deshalb oft solche sogenannten Ersparniskassen. Diese sollten den Menschen ermöglichen, kleinere Beträge sicher und mit Zinsen zurückzulegen und damit für Ernteausfälle aber auch für das Alter oder Krankheit vorzusorgen. 1905 wurde die Kasse in eine Genossenschaft umgewandelt, deren Namen «Amtsersparniskasse Schwarzenburg» lautete.
Der Zweck, die Werte und die Struktur sind bis heute geblieben, der Name hat geändert.
Genau, im Jahr 2011 wechselten wir auf den Namen «Bank Gantrisch». Damit zeigen wir unsere Verbundenheit zur Umgebung, die dann 2012 mit der Gründung des Naturparks Gantrisch noch deutlicher wurde. Unsere genossenschaftliche Struktur und die verbindlichen Werte hingegen haben sich nicht verändert. Ausser dass natürlich auch wir mit der Zeit gehen und digitaler wurden, über E-Banking und eine ausgeklügelte App verfügen.
Stichwort IT-System: Wie kann sich eine Regionalbank ein solches überhaupt leisten?
Das ginge alleine tatsächlich nicht. Wir haben in den Jahren 2004/2005 zusammen mit anderen Banken ein Netzwerk namens «ESPRIT» auf die Beine gestellt. Dieses unterstützt 25 Banken und Finanzdienstleister in der ganzen Deutschschweiz beim Aufbau, Betrieb und bei der laufenden Optimierung ihrer Informatik.
Digital ist ein weiteres gutes Stichwort: Während andere Banken ihr Filialnetz verkleinern, eröffnet die Bank Gantrisch im Herbst dieses Jahres eine neue Filiale in Köniz – warum?
In unserer Geschäftsstelle in Niederscherli (Gemeinde Köniz) haben wir ein wachsendes Bedürfnis nach persönlichen, regionalen, transparenten Bankdienstleistungen festgestellt. Dabei ist die genossenschaftliche Struktur ein Pluspunkt, den Leuten ist immer wichtiger zu wissen, was mit dem Geld passiert und sie schätzen deshalb eine regional verankerte Bank. Ich denke, dass wir in Zukunft einen guten Mix aus online und stationären Möglichkeiten haben sollten, die sich ideal ergänzen. Wie schon einige Male erwähnt: In Zusammenhang mit Geld braucht es in erster Linie Vertrauen. Und das kann man nur durch echte, menschliche Kontakte aufbauen. Wenn ich ein Problem habe, möchte ich das schnell und kompetent gelöst bekommen. Ausserdem werden wir in Köniz zusätzlich die Dienstleistungen unserer Tochterfirma DLZ Villa Gantrisch AG anbieten.
Welche sind das?
Die DLZ ist auf Treuhand, Buchhaltung, Immobilien, Steuern und Finanzberatung spezialisiert. Damit können wir unsere Kundschaft aus einer Hand umfassend unterstützen. Gerade auch in diesen Bereichen gilt: Trotz digitaler Tools schätzen die Kundinnen und Kunden die persönliche Beratung in einer vertrauenswürdigen Umgebung. Dass wir den Schritt nach Köniz gerade in unserem Jubiläumsjahr unternehmen können, macht uns natürlich besonders stolz.
Wie wird denn das Jubiläumsjahr gefeiert?
Wir haben uns viele spezielle Aktivitäten ausgedacht, die vor allem in unserem Einzugsgebiet und im Naturpark Gantrisch stattfinden. Dabei haben wir darauf geachtet, dass wirklich für alle etwas dabei ist.


Foto: Daniel Zaugg