BärnerGwärb: Form AG, kreative macher

«Das ist völliger Schrott!»

Das neue, moderne und grösszügige FORM-Gebäude an der Milchstrasse in Ostermundigen.

Was 1915 als kleine Cliche-­Litho Firma begann, ent­wickelte sich über die Jahre zu einem innovativen und kreativen Unternehmen. «Wir machen einfach», umschreibt CEO Stefan Ingold die Firmen-Philosophie. Was einfach klingt, sieht teilweise so richtig spektakulär aus. Ein Rundgang durch das Form-­Universum.   

Die Milchstrasse ist nicht nur der Name unserer Galaxie und beschreibt ein riesiges System aus Milliarden von Sternen, Gas und Staub. Die Milchstrasse in Bern ist auch das neue Daheim der Form AG und ihrer kreativen Macher. Nach den Sternen greifen teilweise auch die Form-Leute, Gas und Staub hingegen findet man in den neuen, hellen und grosszügigen Produktionsräumen kaum. Links neben dem Empfang befindet sich eine gemütliche Lounge mit modern geschwungenen, schwarzen Sesseln, welche überraschend bequem sind. Stefan Ingold kommt gut gelaunt um die Ecke und meint schmunzelnd: «Du sitzt übrigens auf einem recycelten Windrad-Rotorblatt!» Also wie? «Nun ja, diese müssen rund alle 20 Jahre ausgewechselt werden. Uns ist es ein Anliegen, Möbel aus Materialien herzustellen, die bereits ein Leben hinter sich haben. Und so kamen wir auf die Idee, diese Blätter aus Carbonfasern in Granulat häckseln zu lassen und daraus mit Hilfe unseres 3D-Druckers Sessel herzustellen.» 

Raumtrenner WAVE
Auch die wellenförmigen Elemente, die mit verschieden farbigen Filzinlays den Raum unterteilen, sind aus ebendiesem Material gedruckt. «Das ist völliger Schrott!» steht auf dem dazugehörenden Flyer und bringt es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt. «Neu kann jeder», sagt Ingold lachend, aber das hier ist nicht nur schallabsorbierend, sondern auch nachhaltig. «Zudem sind sie beliebig stapelbar und bieten erst noch eine Sitzgelegenheit. Zurzeit gibt es die Möbel in Schwarz, weitere Farben sind jedoch im Test. «Beispielsweise könnten Flachsfasern als Grundmaterial dienen, das gäbe eine beige Farbe. Ausserdem wäre es in der Schweiz produzierbar und nachwachsend. Diesbezüglich laufen Tests mit der EMPA der ETH», erklärt der innovative Unternehmer. Die WAVE-Elemente können als geschlossene Variante mit Türen aus Filz versehen werden, diese gibt es in 13 verschiedenen Farben und selbstverständlich ist auch er aus Material, das recycelt wurde: die farbigen Textilteile waren früher mal PET-Flaschen! «Auch sind wir daran, Tische zu designen.» Vor mir steht ein kleiner, hübscher Couchtisch mit einem jadegrünen Sockel, dessen Struktur an Strickware erinnert. «Das waren einmal Fischernetze, die ausgedient hatten und daher rührt auch die hübsche Farbe», erklärt Ingold. «Deshalb haben wir dieses Muster gewählt, das die Analogie zum früheren Leben des Materials herstellt.» 

Unterschiedlichste Berufe
Auf dem Rundgang durch die grosszügigen, offenen Räumlichkeiten fällt deren Helligkeit auf, auch die Fertigung im Erdgeschoss ist lichtdurchflutet. Insgesamt 35 Mitarbeitende aus den unterschiedlichsten Berufen beschäftigt die Form AG, vom IT-Spezialisten, über Mediamatiker, Polygraphen, Schreiner bis hin zu Grafikern und Werbetechnikern. In der Mitte des Raums summt eine Schweizer Digitaldruckmaschine. Schicht für Schicht wird ein reliefartiger Bahnhofplan gedruckt. «Mit Brailleschrift», sagt Ingold, «so dass dieser auch für blinde Menschen hilfreich ist.» Bedruckt wird nicht nur Papier oder Kunststoff, auch Holz und Glas eigenen sich dafür. «Wir bedrucken praktisch alles», so Ingold. «Von Visitenkarten bis zum 40-Tonner.» Die Halle nebenan ist denn auch problemlos gross genug, dass ein solcher reinfahren und beklebt werden kann. Schon vor 30 Jahren setzte die Form AG auf Digitaldruck, während ringsherum noch ausschliesslich Offset gedruckt wurde. «Heute hingegen ist digitales Drucken Standard», führt Ingold weiter aus. «Wir hatten auch das erste digitale Fotostudio in der Region. Fotografen rümpften anfangs die Nase und sahen darin keine Zukunft. Für uns jedoch gilt: Wir glauben an Neues, auch wenn andere nur den Kopf schütteln. Innovation liegt bei uns in der DNA.»

Nächste Generation
Gleich daneben steht ein CNC-Schneidetisch für jede Anforderung. «Diese Maschine kann alles: von Schildern, In-Store-Displays, Bannern, personalisierten Akzidenz-Drucken mit Sonderweiterverarbeitung und speziellem Finish … die Liste könnte endlos fortgesetzt werden», erklärt Ingold und seine Begeisterung ist deutlich spürbar. Diese seine Leidenschaft gibt er nicht nur an die nächste Generation aus der Familie weiter – Sohn Thierry und Neffe Pascal sind bereits seit Jahren mit an Bord, der eine als Leiter Design und 3D Robotik, der andere als Leiter Verkauf und Kundenberatung. Auch auf die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte legt Stefan Ingold grossen Wert. So sind zurzeit vier Lernende bei Form beschäftigt. Und diese Lehrstellen seien begehrt, sie hätten noch nie Mühe gehabt, Nachwuchs zu finden. «Unsere vielen unterschiedlichen Projekte bieten grosse Abwechslung. Einzigartige Ideen in die Realität umzusetzen ist nicht alltäglich und zusammen mit Kunden wie der Swisscom, der Uhrenmarke Norqain, der BKW oder auch dem SCB macht Arbeiten einfach enorm Spass!» So konnte die Form AG letzten Winter beispielsweise auch den YB Fanshop bauen und die Garderobe auf Vordermann bringen und neue Spielbänke für die UEFA kreieren. «Wir machen hier halt wirklich fast alles: von der Ideenentwicklung bis hin zum fertigen Produkt», fasst Ingold die Faszination für seine Arbeit zusammen. Vorbei geht’s an einer grossen Raumtrennwand mit Wabenstruktur. «Styropor – aber schalldämmend und dennoch leicht mit nur zwei Fingern verschiebbar», sagt der CEO und schiebt die Wand mühelos etwas weiter nach links. Geschnitten wird das Styropor mit heissem Draht, präzise wie mit dem Messer. 

Eine grosse Heissleimpistole
Schliesslich folgt der Höhepunkt unseres Rundgangs: die 3D Robotik-Druckhalle. Neben einer Spritz- und Beschichtungs-Box dominieren zwei 3D-Robotik Anlagen den Raum – alles, was bis zu viereinhalb Meter lang und zweieinhalb Meter hoch ist, lässt sich hier realisieren. «Das Prinzip ist simpel», sagt Ingold. «Eigentlich ist es eine riesige Heissleimpistole. Hier wird das Granulat eingefüllt, da oben auf 240 Grad erhitzt und dann Schicht für Schicht aufeinandergestapelt, also ausgedruckt.» Auf einem Tisch nebenan steht der Handball-Pokal für den Final der Schweizermeisterschaft bereit. «3D-gedruckt, dann lackiert und schliesslich beschichtet. Der hält also so einiges aus – selbst wenn man ihn an der Meisterfeier fallen lässt!», meint Ingold lachend. (Leider, so wissen wir inzwischen, steht der Pokal nun in Schaffhausen – bei den Kadetten und nicht beim BSV.)

Was also einst mit Kupferplatten begann, druckt heute Pokale, Möbel und vielleicht bald ein Tiny House – selbst wenn es für die Hallentür zu gross ist, die Form AG findet eine Lösung und machts dann einfach!

Fotos: Daniel Zaugg, zvg

WAVE – DAS MODULARE DESIGN-STATEMENT

Inspiriert von organischen Wellenformen, vereint WAVE nachhaltiges Design, Funktionalität und akustische Wirkung in einem aussergewöhnlichen Möbelstück

WAVE frame: Offenes Regal mit hochwertigem Filzinlay für eine ebene Abstell- oder Sitzfläche.
WAVE box: Geschlossenes Regal mit Filztüren/-wänden für zusätzlichen Schutz und Stauraum.
Farbenvielfalt: Aus 13 verschiedenen Filzfarben auswählen.
Material: Gefertigt aus recycelten Karbonfasern aus der Automobilindustrie und alten Windrädern, kombiniert mit Filz aus recyceltem PET-G.

Hier bestellen: https://form.ch/de/shop

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