Ein schlechter Service oder ein enttäuschendes Essen im Restaurant ist ärgerlich – keine Frage. Aber wie wir damit umgehen, sagt oft mehr über uns aus als über das Lokal selbst. Es ist ein Unterschied, ob man berechtigt reklamiert oder ob man sich in Empörung suhlt. Manche Gäste mutieren zu selbsternannten Restaurantkritikern, sobald etwas nicht nach Plan läuft. Lautstark und belehrend wird dann gemeckert – oft mehr zur Selbstinszenierung als zur Klärung. Und schlimmer noch: Manche lächeln höflich beim Bezahlen und schreiben später eine giftige Online-Rezension. Feige, unfair und destruktiv. Ich bin dezidiert der Meinung: Wer nicht happy ist, soll es sagen. Aber bitte direkt, respektvoll und lösungsorientiert. Kritik darf sein, muss sogar sein, wenn sie gerechtfertigt ist. Aber sie sollte nicht verletzen oder blossstellen. Kein Koch, kein Kellner will absichtlich schlechte Arbeit leisten. Und wer einmal in der Gastronomie gearbeitet hat, weiss, wie fordernd und fehleranfällig dieser Beruf ist. Deshalb: Reklamieren ja, aber mit Anstand. Wer glaubt, alles perfekt zu machen, darf gerne den ersten Stein werfen. Für alle anderen gilt: Der Ton macht die Musik. Manchmal hilft ein leises Wort mehr als ein lauter Aufschrei. Denn es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, Dinge besser zu machen. Gemeinsam. Nicht zuletzt tragen wir als Gäste auch Verantwortung für die Kultur des Miteinanders. Wer nur kritisiert, ohne aufzubauen, wird Teil des Problems, nicht der Lösung. Eine faire Rückmeldung, ehrlich, aber menschlich, kann für das Restaurant Gold wert sein. Sie hilft, sich zu verbessern, ohne öffentliches Kreuzfeuer. Und am Ende profitieren wir alle: zufriedene Gäste, motivierte Gastgeber und eine Gastronomie, die lebt – und nicht nur überlebt.