Der «Wildwechsel» ist ein mobiler Naturerlebnis-Bauwagen von Stadtgrün Bern, der jedes Jahr in einem anderen Berner Quartier Naturwissen vermittelt. Schulklassen und Quartierbewohnende sind eingeladen, die Stadtnatur zu entdecken. Dazu werden verschiedene Anlässe mit Fachleuten angeboten.
Dieses Jahr steht der bunt bemalte Wildwechsel-Wagen im Museumsquartier. Eines der abendlichen Angebote klang für den BärnerBär absolut verlockend: «Essbare Wildpflanzen – ein Quartierrundgang mit Degustation». Biologin Claudia Huber nahm die interessierten Anwesenden auf einen Spaziergang durch den Museumsgarten mit. «Beim Begriff Wildpflanzen suchen wir intuitiv zuerst am Boden – aber auch ganz viele Bäume zählen dazu!», erklärt uns die Fachfrau, als wir unweit des Wagens bei einem Feldahorn stehenbleiben. Tendenziell eignen sich die jungen Blätter besser für eine Verwendung, da sie noch wenig Gerb- und Bitterstoffe enthalten und deshalb milder schmecken.
Die Brennnessel als Star
«Das gesamte Wissen, das wir über Wildpflanzen haben, stammt von unseren Vorfahren», fährt die Biologin fort. «Nicht immer waren sie auf ihrer Jagd erfolgreich, deshalb eigneten sie sich umfangreiche Pflanzenkenntnisse an, die uns auch heute noch dienlich sind.» Den nächsten Halt legen wir bei der Brennnessel ein, dem heimlichen Star unter den Wildkräutern. Denn: «denn sie beinhaltet deutlich mehr Nähr- und Vitalstoffe als verschiedene kultivierte Gemüsepflanzen, wie beispielsweise Spinat.» Die Brennnessel ist denn auch vielseitig einsetzbar, ihre Blätter können zu Pesto oder Suppe verarbeitet oder wie Spinat verwendet werden. Auch als Tee schmeckt und tut sie gut. Zum Pflücken allerdings empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen!
So viel Abwechslung!
Weiter erfahren wir Wissenswertes über Inhalt und Verwendung der Gundelrebe, Nachtkerze, Zaunwicke, Zitronenmelisse – diese ist als Tee übrigens gut gegen hohen Blutdruck, wir entdecken den Geissfuss, dessen junge Blätter sehr eiweissreich sind, ähnlich wie Peterli schmecken und sehr gut zu Kartoffeln passen. Ausserdem sollen sie gegen Gicht und Rheuma helfen. Vorbei an Spitzwegerich und wildem Oregano, finden wir schliesslich noch den kleinen Wiesenknopf, der in seinem Geschmack ein bisschen an Gurken erinnert und dessen Blätter sich hervorragend als Salat eignen. Auch sehen wir einige essbare Blüten, wie die des Rotklee oder das Gänseblümchen. Was für eine grosse Abwechslung für unsere Teller doch einfach so gratis und franko selbst mitten in der Stadt vor unseren Haustüren wächst! Insgesamt rät uns Claudia Huber, sich jeweils direkt nach dem Regen auf die Wildkräutersuche zu machen. Da seien die Blätter schön saubergewaschen. Sie empfiehlt dennoch, alles Gesammelte vor dem Verzehr zu waschen.
Mit einem liebevoll hergerichteten Wildkräuter-Probierbuffet geht dieser spannende Anlass schliesslich zu Ende. «Eigentlich», sagt Claudia Huber, «sind etwa 90 Prozent aller Pflanzen für den Menschen ungiftig und essbar. Ob sie uns auch schmecken ist allerdings eine andere Sache!»
